06. November 2023

Deutsche und amerikanische Staatsanleihen als gute Anlage?

Bonität, Liquidität, Zinsstrukturkurve, Währungsschwankungen, Inflation und Staatsschulden

Frage an die Herren, warum sehen Sie Bundesanleihen und amerikanische Treasuries als gute Anlage?

F. Wassenberg: Anleihen bester Emittenten spielen eine zentrale Rolle bei dem Wunsch, die Schwankungen eines Depots zu verringern. Mit den steigenden Zinsen haben viele Anleihenfonds an Kurswert verloren. Einem privaten Anleger erscheint dies zunächst unlogisch. Einzelpapiere mit positiver Rendite liefern dagegen einen greifbaren Vorteil.

 

S. Mohr: Mit den negativen Zinsen haben wir viele Jahre einen Totalausfall bei den Anleihen gehabt. Mit der Rückkehr positiver Nominalzinsen erleben wir die Wiedergeburt einer ganzen Anlageklasse. Wir hatten zwischenzeitlich Kaufzeitpunkte, bei denen Bundesanleihen mit kurzer Restlaufzeit attraktiver waren als Tages- und Festgeldangebote.

 

S. May: Mich fasziniert die immense Liquidität und die Sicherheit von deutschen und amerikanischen Staatsanleihen. Wahrscheinlich gibt es keine anderen Einzeltitel, die so transparent und so systematisch die Wirklichkeit abbilden. Besonders interessant finde ich, dass man mit den amerikanischen Treasuries auch noch die Währungskomponente spielen kann.

 

 

Warum bevorzugen Sie deutsche und amerikanische Staatsanleihen, wenn es doch ein riesiges Universum an Schuldtiteln gibt?

M. Zeitler: Anleihen können nur dann langfristig für Sicherheit und Ertrag im Depot beitragen, wenn es Titel hoher Bonität sind. Genau genommen gibt es auf der Welt nur zwei Arten von Benchmarkanleihen, das eine sind die amerikanischen Staatsanleihen und das andere sind die Bundesanleihen. Diese Einzeltitel repräsentieren einen gesamten Wirtschaftsraum, quasi mit staatlicher Garantie. Viele Anleihenfonds sind dagegen hochgradig mit Titeln von Banken bestückt und damit anfälliger für Krisen im Bankensektor.

 

S. Mohr: Sicherheit und Ertrag bringen nur Papiere ins Depot, die jederzeit handelbar sind und für die wir einen fairen Kurs bekommen. Wie überall, liegt der Gewinn im Einkauf.

 

F. Wassenberg: Gewinnchancen bilden wir über Aktien und Aktienfonds ab. Anleihen sollen uns Sicherheit bieten. Daher kommen für uns nur die jederzeit hochliquiden Anleihen des deutschen und amerikanischen Staates in Frage.

 

 

Wie sieht das noch einmal mit der Währungskomponente aus?

S. May: In einem Depot ist mir wichtig, dass wir neben der Heimatwährung auch Titel in Schweizer Franken und US-Dollar haben. Die amerikanische Währung lässt sich ideal abbilden über die amerikanischen Top-Aktien oder eben über Treasuries, wenn man etwas weniger Risiko haben will.

 

M. Zeitler: Grundsätzlich kann man sagen, wer an den Euro glaubt, sollte in Bundesanleihen investieren. Wer dagegen an den US-Dollar glaubt, der kann ein Investment wagen in Treasuries.

 

 

Was meinen Sie mit „glauben“?

S. May: Die Frage ist, was wir einem Währungsraum zutrauen, und zwar in jeglicher Hinsicht ...

 

M. Zeitler: … also in ökonomischer, gesellschaftlicher, aber auch politischer Hinsicht. Eine Währung will auch militärisch verteidigt sein.

 

 

Und was trauen Sie so zu?

S. Mohr: Für Europa sind wir pessimistisch. Es ist nicht erkennbar, wie Europa wirtschaftlich und politisch eine führende Rolle in der Welt übernehmen soll.

 

M. Zeitler: Der Euro war von Anfang an ein politisches Projekt, daher liegen die Risiken des Euro insbesondere in der politischen Sphäre. Die europäischen Regierungen haben noch viele Hausaufgaben zu erledigen, um den Gefahren auf dem Weg zu einem stabilen Währungsraum zu begegnen.

 

F. Wassenberg: Tatsächlich sehen wir beispielsweise in Indien und sogar in Japan eine andere wirtschaftliche Dynamik als momentan in Europa. Kommen wir auf technologische Aspekte, erkennen wir bei Amerika eine unwidersprochene Führungsrolle. Das Wachstum in den USA liegt bislang langfristig höher als in Europa. Die USA kämpfen zwar mit vielen Problemen, die Nachfrage nach Dollar kann jedoch weiterhin hoch bleiben.

 

S. May: Selbst wenn der Dollar gegenüber dem Euro schwächer werden sollte, haben wir dennoch seit vielen Jahren einen höheren Zinsertrag auf Treasuries als auf Bundesanleihen. Diese Differenz kann Währungsschwankungen kompensieren und das Wechselkursrisiko für unsere Kunden tolerierbar halten.

 

 

Kommen wir zu technischen Fragen. Auf was müssen wir achten?

S. Mohr: Die Rendite ist unterschiedlich über die Laufzeit einer Anleihe. Wenn die Laufzeit der Anleihe und der Zeithorizont des Kunden nicht zusammenpassen, dann entsteht Risiko für den Kunden. Je besser wir unsere Kunden kennen, desto besser können wir Laufzeit und Rendite abstimmen. Idealerweise wird für unsere Kunden das Kursrisiko subjektiv irrelevant.

 

S. May: Gerade bei amerikanischen Staatsanleihen ist die Auswahl groß. Hier können wir auf unsere Partnerbanken zugreifen, deren Handelsabteilungen uns gute Hinweise geben.

 

F. Wassenberg: Bei der Auswahl der Papiere müssen wir darauf achten, dass die Ausgestaltung der Anleihen leicht verständlich und die Anschaffungskosten niedrig sind. Während Anleihefonds manchmal eine Black Box darstellen, können wir für unsere Kunden genau den passenden Titel für die passende Laufzeit finden.

 

 

Als letzte Frage, sind Anleihen von hochverschuldeten, innenpolitisch zerrissenen Staaten in einer gefährlichen Welt eine gute Anlage? Man liest und hört oft erschreckende Szenarien …

M. Zeitler: Wir kennen die Stichworte wie „Finanzkrise“, „Inflation“, „finanzielle Repression“ oder „Zusammenbruch des Euro“. Aber um diese Risiken zu vermeiden, gehen Anleger oft noch größere Risiken ein als sie ursprünglich vermeiden wollten. Wir denken, dass wir gut erklären können, warum trotz aller begründeten Bedenken deutsche oder amerikanische Staatsanleihen eine interessante Anlage sind.

 

S. May: Meine beruflichen Jahre begannen in der 60iger Jahren. Der Vietnamkrieg war in vollem Gange und dauerte bis 1975. Die Ölkrisen und die hohe Inflation waren auch an den Märkten eine schwere Zeit. Aber solange es den Menschen erlaubt ist, versuchen sie immer, ihr Leben zu verbessern und neue Chancen auf Wohlstand zu nutzen. Dieses Streben gibt den Anleihen ihrer Staaten ihren Wert. So bin ich gerade für Treasuries immer ein Optimist geblieben.

 

 

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